Ein Vulkanausbruch sorgt dafür, dass auf einem Flughafen eine ganze Reihe von Passagieren „gestrandet“ sind. Beim gemeinsamen Ausharren und Warten treffen ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander, die sich mal provokant, mal unterhaltsam, immer aber hoch interessant und spannend mit ihren Überzeugungen und Lebensgeschichten begegnen.

Eyjafjallajökull-Tam-Tam

Was macht der moderne Mensch, dessen Leben grad mal anhält? Er zückt sein Handy, wenn er es nicht schon in der Hand gehabt hat, postet sein „Schicksal“ für alle, die es interessiert oder auch nicht und wartet, bis es weiter geht.

Es geht aber nicht weiter. „All Flights canceled“ wird auf der Anzeigetafel stehen.

Vier Tage lang sitzen unsere Figuren auf einem kleinen Flughafen irgendwo im Süden Europas fest. Dabei sieht der nicht mal aus wie ein richtiger Flughafen, was der Verschwörungstheoretiker unter den Passagier:innen bald offenbart. Schnell genügen die Handys nicht mehr, man will oder muss miteinander ins Gespräch kommen. Sich seine Geschichten erzählen und die Geschichten anderer hören.

Helmut Krausser macht aus diesem Szenario ein abendfüllendes Stück, seine Textvorlage schwankt zwischen Realismus und Überhöhung, zwischen Realsatire und blanker Karikatur, dennoch bleibt das Tam-Tam realitätsnah, hält uns den Spiegel vor. Alle Handelnden sind auch wir.

Man versucht sich vernünftig mit der Situation zu arrangieren; man geht sich auf die Nerven; man ringt um Contenance. Vergeblich, wie sich bald zeigt. Offene Aggression bricht aus. Wahrheiten werden formuliert, von denen man kaum glauben kann, dass sie sich unterdrücken ließen. Letzte Fragen werden gestellt, Fragen, die man im normalen Leben geflissentlich gescheut hat.

So dreht sich dieser Abend zwischen Klopapier und dem Messias, zwischen Selbstverliebtheit und dem Holocaust, zwischen ewigem Leben und gähnender Langeweile, es wird laut und leise, es wird derb, es geht unter die Gürtellinie, Dinge werden gesagt, die man sich zu sagen verbietet. Das Ganze kulminiert zum Ende beinahe zur Groteske.

Es scheint keinen Ausweg zu geben, Anarchie macht sich breit, bis alles abrupt endet:

Die Aschewolke hat sich verzogen, der Luftraum ist wieder offen, „Boarding Time“, auf Wiedersehen.

Am Ende war es, was es auch in der Realität war: Viel Tam Tam um wenig, oder?


Der Literaturkurs unter der Leitung von Frau Schmillenkamp und Herrn Bungarten hat dieses Stück in monatelanger Probenarbeit für unsere Bühne aufbereitet. 09. Juni 2023, 10. Juni 2023, 13. Juni 2023, jeweils um 19.30 Uhr. Der Vorverkauf beginnt am 15. Mai jeweils in den Mittagspausen im Foyer und jederzeit im Schülerbüro oder per Mail theater@gymstopp.de Karrten kosten 5€ Schüler:Innen und 8€ Erwachsene